Archiv des Autors: Andreas Fürlinger
irgendwie geht alles weiter
irgendwie geht alles weiter
im kopf – eine leiter
nach oben, nach unten
irgendwie geht alles weiter
nachrichtenstrom reißt nicht ab
strom fällt aus
wasser fließt nicht mehr
fluss des lebens ist unterbrochen
irgendwie geht alles weiter
weiter und weiter
tod und sterben
und dazwischen geboren werden
flucht vor dem unvorstellbaren
irgendwie geht alles weiter
liebe brennt
alles brennt aus
von links, von rechts
wird angegriffen
irgendwie geht alles weiter
bloße hände halten auf
die zerstörerhorde
völkermorde
irgendwie geht alles weiter
etappensieg
der liebe
des feindes
blindheit und taubheit
auf allen seiten
irgendwie geht alles weiter
gestern war alles anders
zeitenwende
kriegsende.

MEHR KIND sein
Es ist egal, ob es um’s mehr Kind sein oder um’s Mehrkind sein geht – es ist super. Ich bin mit zwei jüngeren Brüdern aufgewachsen – das war wundervoll! Und jetzt im Mittelalter (ich bin 43) merke ich mehr und mehr, dass es Spaß macht, wieder mehr Kind zu sein: nämlich mit meinen eigenen Kindern (7 und 9 Jahre). Der Schlüssel zum mehr Kind sein ist für mich das Spiel. Ich fühle mich als „homo ludens“ (spielender Mensch), seit ich Kind bin. Immer habe ich gerne gespielt, in allen Variationen: Fussball, Schnapsen, Akkordeon, Klarinette, Mhing (tolles Kartenspiel!), Siedler von Catan, usw.
Es ist das Abtauchen in eine andere Welt, das so faszinierend ist. Jemand anderer sein dürfen, wie im Fasching. Etwas ausprobieren, wie ein Kind. Sich ausklinken, wie ein Urlauber. Sich reinsteigern, wie ein Besessener. Das Verlieren lernen, wie ein Mensch. Siegen, wie ein König. Und das alles in vielleicht einer halben Stunde. Unfassbar, wie verdichtet sich das Leben im Spiel abspielt. Der spielende Mensch, der „homo ludens“ ist für mich der Inbegriff des gelungenen Lebens. Wer verlernt hat, spielerisch mit der Welt, den Mitmenschen, sich selbst umzugehen, dem fehlt etwas. Ein wenig Beweglichkeit, vielleicht Humor, vielleicht auch Tiefe. Spiel und das spielerische Umgehen bringt Leichtigkeit, weitet Herz und Gedanken. Und von SOLCHEN Dingen brauchen wir wirklich MEHR, viel MEHR.
Freedom Day
Mein persönlicher FreedomDay war ein Tag im November 2021. Da erhielt ich – kostenlos und einfach zugänglich – den dritten Teil der Corona-Schutzimpfung. Dieser Tag war für mich wirklich mit dem Gefühl von Freiheit verbunden. Nicht, dass ich deswegen gerne auf die Maske verzichtet hätte. Nein, es war das Gefühl, relativ gut gegen schwere Verläufe einer möglichen Corona-Erkrankung geschützt zu sein und nicht der Gefahr ausgesetzt zu sein, das Leben wegen dieses blöden Virus‘ zu verlieren.
Wenn heute ein FreedomDay angekündigt wird, dann wird damit doch letztlich impliziert, dass es vorher Unfreiheit, Knechtung, Eingesperrt-Sein war – und zwar zu unrecht. Ja, Quarantäne bedeutet Freiheitsentzug. Aber dieser machte auch Sinn. Es ging schließlich darum, das Gesundheitssystem, die Spitäler, nicht zu überlasten. Wenn das Wort „FreedomDay“ propagiert wird, dann halte ich das für grundfalsch in der Semantik, denn meine persönliche Freiheit habe ich mit der Impfung erhalten. Ich vertraue auf die Wissenschaft. Weil sie in dem Fall von Corona großartiges geleistet hat und weiterhin leistet.
Ich war lange dagegen, von sog. „Corona-Leugnern“ zu sprechen. Doch es gibt sie wirklich, das weiß ich aus erster Hand. Menschen fragen andere, die im Krankenhaus auf der Intensivstation lagen wegen Corona, was sie denn wirklich gehabt hätten – denn Corona konnte es ja nicht gewesen sein, das würde es ja nicht geben. Menschen, die im Krankenhaus von der Intensivstation, wo sie wegen Corona behandelt wurden, auf die Normalstation verlegt wurden, fragen die Ärzte, was sie denn wirklich gehabt hätten, denn Corona würde es ja nicht geben.
Es mag sein, dass im Pandemiemanagement auch und vor allem in Österreich vieles falsch gelaufen ist, – das führe ich nicht nur auf die mangelnde Erfahrung im Umgang mit Pandemien zurück, sondern auch auf besondere politische Unfähigkeit – aber im Kern war es richtig, den Erhalt der Funktionalität des Gesundheitswesens als oberste Prämisse gehabt zu haben.
Ok, steinigt mich, weil ich auch einmal meine persönliche Meinung kundtue – aber ich halte manche völlig abgehobene Diskussionen und Wortkreationen nicht mehr aus. Und der FreedomDay ist eine solche Wortkreation. Sorry not sorry to say.
Ups
Ups
Ich hab ja gar nichts in meiner Story gepostet
Ups
Kam heute nicht
Sondern DHL
Ups
Da hat mir wer ein Schnippchen geschlagen
Ja, besser als ein Schmiss
Ups
Er hat doch nicht angerufen
Sondern gewhatsappt
Ups
Ich konnte meine Enttäuschung nicht verbergen
Weil die Backerbsen aus waren
Ups
Oft verlieren wir uns in Kleinigkeiten
Und nehmen sie schwerer als sie sind.

Stimmung

Stimmung
Braucht Einstimmung
Braucht Stimmung
Stimmung
Braucht jedes Instrument
Auch dein Gesang
Stimmung
Verdirbt manchmal
Jede Klarheit
Stimmung
Kippt,
wenn Balance verloren geht
Stimmung
Mit Dir
Ohne Dich
Stimmung
Danach
Und davor
Stimmung
Ist gut
Stimmung
Verbraucht
Weil zu lange am Stück
Stimmung
Zerstört
Weil Lieblichkeit unangebracht ist
Stimmung
Ist gut
Danke es geht schon
Stimmung
Ist wahrhaftig
Wenn es stimmt.
Stimmung!
Bild: CC0 Pixabay / FelixMittermeier
Dinge ändern sich
Dinge ändern sich
Wesentlich im Tun
Auch der Hahn ändert sich
Mit dem Huhn.

Dinge ändern sich
Wesentlich im Gehen
Und befähigen
Zur Meinung zu stehen.
Dinge ändern sich
Wesentlich im Fühlen
Niemand kann Sorgen
Einfach runterspülen.
Dinge ändern sich
Wesentlich im Denken
Wenn du es schaffst
Aufmerksamkeit zu schenken.
Dinge ändern sich
Wesentlich in der Stille
Denn nur in ihr
Wird deutlich die Fülle.
Dinge ändern sich
Wesentlich zum Guten
Wenn sie es schaffen
Dein Herz zu fluten.
Dinge ändern sich
Wesentlich
Am Du.
Und nu?
Fraglich
Fraglich ist,
ob es mehr Antworten oder mehr Fragen braucht.
Könnte es sein, dass Fragen die besseren Antworten sind?
Fragen bringen Zweifel.
Antworten sind fraglich.

Frage oder Antwort?
Fragen erlauben ein Hintasten,
Antworten schlagen Kerben.
Ob die Vermessung der Meinungen gelingt,
hängt mehr von den gestellten Fragen
als von den gegebenen Antworten ab.
Fraglich ist jede Antwort.
Fraglich ist jede Frage.
Beweglich bleibt die Frage,
fest steht die Antwort:
Die Frage ist die bessere Antwort.
Noch Fragen?
Der nächste Schritt
Immer schon hast du gewusst,
wie und wo und weshalb
dein nächster Schritt sein wird.
Vielleicht wirst du ihn nicht machen,
weil du dir nicht traust.
Aber es lockt dich,
du möchtest ihn gehen.
Immer schon hast du geahnt,
dass Schritte Wege sind,
die im Gehen entstehen.
Was hält dich zurück?
Wo ist das Seil, das dich fesselt?
Immer schon war da etwas,
das du nicht benennen konntest;
ganz tief unten
im letzten Winkel deiner Seele.

Immer schon
hast du dich wohlgefühlt
im Schatten der großen Flügel,
hast Aufwind verspürt
und den Zug nach oben.
Wirst du den Fuß heben?
Wirst du aufbrechen ins Niemandsland?
Wirst du ihn tun,
den nächsten Schritt?
(Bild CC0 Pixabay / 1979Tater)
Wenn dich die Sehnsucht packt
Wenn dich die Sehnsucht packt,
pack sie ein;
fahr los mit ihr,
über den See.
Wenn die Gedanken schweifen,
lenk dich nicht ab;
die Weite
ist dein Glück.
Wenn dein Herz hüpft,
hüpf mit;
der Sprung
ist es wert.
Wenn sich die Schwere löst,
steig ein;
der Ballon
ist auf dem Weg zur Sonne.
Wenn du den Ruf hörst,
gib ihm Raum;
niemals
wirst du enttäuscht.
Bild: CC0 Pixabay / Bessi
Du, du störst nie
Wenn es dunkel wird im Kopf,
wenn sich kalte Leere breitmacht im Innen,
wenn selbst die wärmende Jacke samt Schal
keine Harmonie mehr bringen kann:
Du, du störst nie.

Wenn ein noch so kleines Licht
mich durch und durch wärmt,
wenn das gefrorene Gras glitzert,
wenn plötzlich alles Sinn ergibt,
selbst das Nein:
Du, du störst nie.
Wenn Fäden miteinander verwoben werden,
die dünnen und die dicken,
wenn Zukunft aufblitzt
und Vergangenheit abblitzt,
wenn der Nebel das Loch freimacht
für den blauen Himmel:
Du, du störst nie.
Wenn Bilder zerrissen werden
und entsorgt,
wenn ein Teppich entsteht
aus den Farben der Kindheit,
wenn der Blick himmelwärts geht
und das Kinn nach oben schaut:
Du, du störst nie.
Wie könnte ich dann stören?
Bin doch ein Kind von dir.
(Bild: CC0 Pixabay / InspiredImages)
Ich ringe mit dir
Ich ringe mit dir
DU ringst mit mir
Von Angesicht zu Angesicht
Wahrhaftigkeit steigt auf
Tränen laufen den Jabbok hinunter
Freude keimt
Könntest du hier sein,
dann könnte ich ICH werden.
Es ist schon alles gesagt,
nur nicht von allen.
Ich bekenne:
Du bist nicht fern!