Weltkirche, das bin auch ich. Was fehlt, ist der Mut.

Die Bekanntgabe der kirchlichen Statistik 2010 heute Vormittag und die vergleichsweise hohe Anzahl der Austritte aus der Katholischen Kirche sind gerade Anlass für viele Medien, über die Kirche nachzudenken.

Kardinal Christoph Schönborn war live aus Rom zu Gast in der ZIB2. Von Armin Wolf angesprochen auf die sogenannten „Reformthemen“ (Zölibat, wiederverheiratete Geschiedene) sagte er sinngemäß, dass diese nicht in Österreich zu lösen seien, sondern auf der Ebene der Weltkirche. Da muss schon die Frage gestellt werden, wer die Weltkirche denn sei. Der Papst? Die Kardinäle? Die Bischöfe? Oder alle KatholikInnen zusammen?

Wenn Schönborn die These vertritt, dass man kirchliche Reformen nicht in Österreich angehen kann, dann sagt er damit implizit, dass die Weltkirche der Papst ist. Denn schließlich ist er Kardinal und gehört damit der obersten Etage der kirchlichen Hierarchie an. In der Position eines Kardinals könnte Schönborn sehr wohl laut und deutlich mitreden, was kirchliche Reformen und Richtungsentscheidungen angeht. Es muss also gefolgert werden, dass entweder die Einsicht fehlt, dass Reformen notwendig sind, oder der Mut, diese zu vertreten und einzufordern. Angenommen, die Einsicht ist da, dann muss ich als Katholik sagen: Nehmen sie ihre Verantwortung wahr, Herr Kardinal! Es geht nicht um Austritte und Eintritte. Aber sich an den Reformthemen vorbeizureden durch den Bezug auf „die entscheidenden Fragen des Menschen“ ist feige. Frauen wollen nicht länger von kirchlichen Ämtern ausgeschlossen sein. Priester wollen nicht mehr zum Zölibat gezwungen werden. Ehepaare, denen die gemeinsame Basis verlorengegangen ist, wollen nicht mehr als KatholikInnen zweiter Klasse behandelt werden. Und schon gar nicht wollen alle diese Menschen mit Verweis auf „den Willen Gottes“ oder „die Bibel“ oder „Jesus“ abgespeist werden. Denn der Gott, an den diese Menschen glauben, an den ich glaube, ist menschenfreundlich, er ist kein Mann, und er ist auf der Seite derer, die gering geschätzt, abgespeist und klein gehalten werden.

Weltkirche, das sind alle KatholikInnen, weltweit. Weltkirche, das bin auch ich.

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Über Andreas Fürlinger

Ich bin 44, Theologe (Studium in Linz. Selbständige Religionspädagogik), Vater von zwei Töchtern, habe in Wien einige Semester Handelswissenschaft studiert und mich seit dem mehr der Theologie gewidmet. Meine Beruflichen Felder bisher: Religionslehrer, Pastoralassistent, Jugendleiter, Redakteur im Kommunikationsbüro der Diözese Linz, seit 2021 wieder Religionslehrer. Erfahrungen als Ehereferent und Absolvent der OÖ Journalistenakademie. Auf den Instrumenten Akkordeon und Klarinette ausgebildet.

Veröffentlicht am 11. Januar 2011 in Theologie & Kirche und mit , , , , , , getaggt. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 2 Kommentare.

  1. Ok. Ganz verstanden hab ich’s nicht. Aber liegt vielleicht daran, dass der Heilige Geist noch nicht bleibend in mir wohnt…

  2. petersemenczuk

    Andreas,
    Keinen Mut zu haben in dem Leben und Auftrag Gottes und Jesus Christus,
    ist ein Zeichen, dass Du den Heiligen Geist Gottes und sein Wort, noch nicht in Dir bleibend wohnend hast, das alles Dich durch Jesus Christus legitimiert, ein für das Reich Gottes wiedergeborener Neuer Mensch zu sein. Johannes 3,3-6
    Diese meine Aussage findest Du auch in dem Neuen Testament, hier der Quellennanchweis:Johannes 1, 9-13 /Johannes 14,15,16, 17:

    Christus kam, um den Neuen Menschen und Schöpfung Gottes, in dem fleischlichen Leib eines Menschen vorzuführen vor aller Welt und Menschheit,wer auf IHN hört und IHM nachfolgt, hat Anteil an der ersten Auferstehung.
    Darum, nicht Singen nach einem Buch,
    auch nicht Beten nach einem Buch,
    und auch nicht Hören eine Predigt aus einem Buch,
    eine „gemietete oder geklaute Predigt“
    macht den alten Menschen und Sünder zu einem Kind Gottes,
    Sondern de Wiedergeburt nach den gleichen Anzeichen der ersten Jünger
    und Nachfolger Jesu Christi!
    (Der Wiedergeburtschrist Gottes!)

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