Dumdidldu oder die Kraft der Poesie

Haiku:

Angekommen hier
Schlierbach so fern von daheim
Und draußen der Schnee

Ein Haiku ist eine Textgestaltungsmöglichkeit, kommt aus Japan und wird dort fast als Wettbewerb praktiziert. Eine Möglichkeit ist 5-7-5. Das heißt, 5 Silben in der ersten Zeile, 7 Silben in der zweiten und wiederum 5 in der letzten.

Wir haben in einem Fachdidaktik-Seminar für ReligionspädagogInnen verschiedene Möglichkeiten des Arbeitens an und mit Texten vorgetragen bekommen. Schon diese einfache Übung eines Haikus brachte die bunte Vielfalt zu Tage, die in uns als Einzelpersonen und TeilnehmerInnen steckte und die schier unendlichen Möglichkeiten, die uns unsere 26 Buchstaben des Alfabets bieten.

Logos – Mythos

Beim Nachdenken über den Umgang mit heiligen Texten (wie der christlichen Bibel) haben wir uns zunächst auf ein sehr sprechendes Beispiel konzentriert. Eine Tulpe. Wir sprachen aus, was wir wahrnahmen: grün, Duft, rot-orange-gelb, Frühling, Frühlingsbote und sofort. Ich sagte in der Runde „Lebewesen“.
Wir teilten die Begriffe den beiden Sphären Logos und Mythos zu. Logos ist objektiv, deskriptiv – Mythos heißt subjektiv, symbolisch und vieles mehr.

Jedenfalls wurde mein Begriff „Lebewesen“ der Logos-Seite zugeordnet. Das ist auch richtig, eine Tulpe ist ein Lebewesen. Für mich war der Begriff allerdings zu diesem Zeitpunkt sehr poetisch. Ich dachte bei dem Wort „Lebewesen“ an ästhetische Bewegungen, an tanzende Menschen, an Musik, an Dynamik, an wechselnde Lautstärken, an Stille, an optische Impulse und Berührung. Daher war ich auch etwas verwirrt, als mein Begriff „Lebewesen“ der Logos-Seite zugeordnet wurde.

Jedenfalls habe ich mir mitgenommen, dass bei jeder vordergründigen Objektivität auch immer ein Stück Subjektivität mitschwingt. Texte sind faszinierend, heilige Texte sind nur wirklich verständlich, wenn wir einen persönlichen, subjektiven Zugang dazu haben. Wer die Bibel wörtlich nimmt, der versteht sie nur zum Teil. Die wirkliche, prophetische, dynamische, kraftvolle Substanz heiliger Texte erlebe ich immer wieder als Kraftquelle und Inspirationsort für menschendienliche Ideen.

Aber auch profane Texte haben diese poetischen Kräfte. Auch sie sind geeignet, dem Leben Sinn und Leichtigkeit zu schenken. Dumdidldu.

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Veröffentlicht am 27. Januar 2011 in Persönliches, Spiritualität, Theologie & Kirche und mit , , , , , getaggt. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. Hinterlasse einen Kommentar.

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